26. Februar 2024

Was Sie über Lötpulver wissen sollten, um ideale Ergebnisse zu erzielen

Lötpulver oder Lotmetallpulver bilden eine Alternative zu den klassischen Loten in Drahtform. Während Hobbybastler und Heimwerker Lotpulver und die daraus hergestellten Pasten bereits in ihr Repertoire aufgenommen haben, stehen manche industriellen Anwender dem Ganzen noch skeptisch gegenüber. Wir beantworten deshalb die wichtigsten Fragen rund ums Lötpulver, damit Sie die besten Ergebnisse damit erzielen.

Lötpulver: Eine echte Alternative zum Lötdraht?

In den letzten Jahren kommt statt des typischen Lötzinns in industriellen Anwendungen immer häufiger Lötpulver zum Einsatz. Doch  gerade, wenn Sie bestehende Prozesse im Unternehmen auf Lötpulver umstellen sollen oder Sie einen Lötvorgang komplett neu integrieren möchten, stellen sich einige Fragen rund um die ideale Verarbeitung. Denn auch wenn das Grundprinzip des Lötens gleich bleibt, sollten Sie beim Wechsel zu Lötpulver einige Dinge beachten.

Welche Arten von Lötpulver gibt es?

Bei Lötpulvern handelt es sich fast ausschließlich um Legierungspulver. Unabhängig von der Art des Lötens finden sowohl bleifreie als auch bleihaltige Lote Ihre Verwendung. Typische Unterscheidungsmerkmale von Lötpulver sind unter anderem:

Materialzusammensetzung:

Gängige Lötpulver sind zum Beispiel:

  • Sn96,5Ag2,5Cu0,5
  • Pb70Sn30
  • Pb63Sn37
  • Pb60Sn40
  • SAC305
  • SAC405

Korngröße:

Üblich bei Aluminium-Siliziumloten sind zwei typische Korngrößen < 63µm und < 150µm. Bei Weichloten wie z.B. SAC305 unterscheidet man in T3, T4 und T5. T3 reicht von 45 -25µm, T4 von 38 – 20µm und T5 von 15-25µm. Üblich bei Blei / Zinn Loten sind üblicherweise < 45, < 63 und <75µm.

Kornverteilung:

Eine konstant gleichbleibende Kornverteilung hilft Ihnen dabei, einen stabilen Lötprozess zu etablieren.

Sauerstoffgehalt:

Ebenfalls einen Beitrag zum Erfolg des Lötens leistet ein möglichst geringer Sauerstoffgehalt des Lötpulvers. Die verwendete Menge an Flussmittel kann dadurch reduziert werden.

Die Lötpulver werden im Normallfall nicht in ihrer Reinform, sondern als Lötpaste genutzt. Diese Paste entsteht durch das Hinzufügen eines geeigneten Flussmittels, das auch beim herkömmlichen Löten benötigt wird, um die Teile wie gewünscht miteinander zu verbinden.

Wo kann Lötpulver verwendet werden?

Wie beim Löten mit Lötzinn in Drahtform kann auch Lötpulver sowohl beim Hartlöten als auch beim Weichlöten genutzt werden. Damit ist die Verwendung quer durch zahlreiche Branchen und Anwendungsgebiete möglich.

Hartlöten

Beim heißeren Hartlöten mit Temperaturen um 590° C wird gerne auf Lötpulver auf Basis von Aluminium zurückgegriffen. Weitere Hartlote bestehen beispielsweise aus Silber, Messing oder Phosphor. Das Hartlöten mit Pulver eignet sich unter anderem für Kochtöpfe mit Edelstahlboden oder für Wärmetauscher in der Automobilindustrie.

Weichlöten

Beim Weichlöten sind Lötpulver auf Zinn-Silber-Kupfer-Basis beliebt, die bei Temperaturen von etwa 250° C schmelzen. Diese Lote finden vor allem in der Elektroindustrie Verwendung, wenn es um die Herstellung von sensiblen Bauteilen in der Surface Mount Technology SMT geht.

Wie wird das Lötpulver genutzt?

Je nach Art und Zusammensetzung des Lötpulvers müssen Sie bei der Verarbeitung verschiedene Aspekte berücksichtigen. Nur dann sind ein sicheres Arbeiten und perfekte Ergebnisse garantiert. Zu den entscheidenden Faktoren gehören unter anderem:

  • Ideale Lötatmosphäre: Wie sieht die aktuelle Lötatmosphäre aus beziehungsweise müssen Sie die Atmosphäre an das bevorzugte Lötpulver anpassen? Das Löten ist unter Umständen im Vakuum genauso möglich wie unter der Verwendung von Inertgasen, Wasserstoff oder dissoziiertem Ammoniak.
  • Art des Flussmittels: Welches Flussmittel ist für das Lötpulver und den gewünschten Lötvorgang das richtige? Neben Vielzweckflussmittel gibt es auch spezielle Flussmittel für Zinn-Aluminium-Legierungen, rostfreien und hochlegierten Stahl oder Nickel- und Kupfer-Hartlotpulver. Manche Flussmittel sind nur für das Weich- oder Hartlöten geeignet. Bei einigen Flussmitteln muss die Lötstelle nach dem Löten gesäubert werden, da es sonst zu Korrosion kommen kann und das Werkstück auf lange Sicht Schaden nimmt.
  • Lötbereich: Ist die gewünschte Legierung für die benötigten Temperaturen ausgelegt? Muss die Legierung zu stark erhitzt werden, können die Werkstücke beschädigt werden. Der eigentliche Vorteil des Lötens gegenüber beispielsweise dem Schweißen wäre damit vertan.

Was sind die Vorteile von Lötpulver?

Wenn Sie alle wichtigen Eigenschaften des Lötpulvers berücksichtigen, spricht kaum etwas gegen den Einsatz im Unternehmen. Denn die Verwendung von Lötpulver hat gegenüber dem klassischen Lötdraht einen entscheidenden Vorteil. Das Pulver beziehungsweise die Lötpaste ermöglichen eine einfachere Automatisierung des Lötvorgangs. Lötmaterial und Flussmittel werden in Form der angemischten Lötpasten einfach in einem Schritt aufgetragen statt nacheinander.

Die Menge des Flussmittels ist dabei stets gleich, sofern beim Mischen der Lötpaste keine Fehler passieren. Das garantiert eine gleichbleibende Qualität der Lötstelle ohne Nachjustieren. Die Lötpaste lässt sich leicht dosieren, sodass die Automatisierung des Prozesses vereinfacht wird. Somit können Sie mit Lötpulver in Ihrem Unternehmen für eine effizientere Produktion sorgen. Die einmalige Umstellung und eventuelle Umrüstung der Maschinen zahlen sich dabei schnell aus.

Alleskönner Lötpulver

Lötpulver bietet Ihnen zahlreiche Möglichkeiten, wenn es darum geht, Werkstücke miteinander zu verbinden. Es steht seinem großen Bruder, dem Lötdraht, in nichts nach. Ob Sie dabei auf vorgefertigte Lötpasten zurückgreifen oder sich aus dem idealen Lötpulver und einem Flussmittel Ihrer Wahl eine individuelle Mischung zusammenstellen, hängt von den individuellen Kenntnissen, Anforderungen und Möglichkeiten in der Firma ab. Die individuelle Zusammenstellung eines geeigneten Lötpulvers, das exakt auf Ihre Anforderungen abgestimmt ist, kann die Qualität auf ein neues Level heben und neue Wege eröffnen.